Arp-Schnitger-Orgel in der St. Pankratius-Kirche Ochsenwerder
Gelungene Annäherung
Das Gutachten des damaligen Orgelsachverständigen Vincent Lübeck aus Hamburg über die 1708 neu gebaute Arp Schnitger Orgel in Ochsenwerder war voll des Lobes. Käme Vincent Lübeck heute in die St. Pankratiuskirche in den Marschlanden, könnte er über die gelungene Annäherung an das historische Original durch die Hamburger Orgelbaufirma Rudolf von Beckerath sehr zufrieden sein.
Am 3. April 1707 wurde der Vertrag zwischen dem Kirchenvorstand Ochsenwerder und dem Orgelbauer Arp Schnitger geschlossen. Wohlhabende Stadtbürger aus Hamburg, die ihre Sommersitze in den Marschlanden unterhielten, mögen den berühmten norddeutschen Meister empfohlen haben. Man kam überein, dass er „eine Orgel mit 28 Stimmen auf zwei Manualen und Pedal“ liefern sollte.
Tatsächlich lieferte Schnitger zwei Register über den Vertrag hinaus – aus Dankbarkeit dafür, dass er, während die Orgel gebaut wurde, zeitweise im Pastorat wohnen durfte. Zwei Gesellen und Schnitgers Sohn Hans halfen bei der Aufstellung des Instruments. Letzterer ertrank beim Baden in der Elbe. Ein Ereignis, das die feierliche Orgelweinweihung am 1. Advent 1708 überschattete.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Orgel erstmals dem Zeitgeschmack angepasst. 1885 entfernte Christian Heinrich Wolfsteller die typischen hellen, hohen Register, und 1911 legte Paul Rother das Werk auf pneumatischen Kegelladen komplett neu an.
1966 wurde die renovierungsbedürftige Orgel durch Rudolf von Beckerath von Grund auf erneuert. Die Disposition lehnt sich an die ursprüngliche an, kommt aber mit 6 Registern weniger aus, so dass die Orgel heute nur noch 24 Register hat. Fünf Register stammen noch von Arp Schnitger, darunter als seltener Glücksfall die Prospektpfeifen im Hauptwerk und Pedal. Auch die Vorderseite des Gehäuses mit ihren aufwendigen Schnitzereien, 2007 sorgfältig restauriert von Britta Klose, stammt noch aus der Werkstatt von Schnitger.
Text: Hilger Kespohl / Uta Leber