Orgel der St. Johannis-Kirche
Frankophones Unikat
Die Bauart der Kuhnorgel orientiert sich an französischen Instrumenten aus einer Epoche, in der die Komponisten unseres Nachbarlandes eine Vorreiterrolle in der Orgelmusik spielten. Sie ist besonders für Musik der französischen Romantik geeignet und einmalig in Hamburgs Orgellandschaft.
Nachdem die alte Orgel der Kirche St. Johannis im Jahr 1994 durch einen Brand komplett zerstört wurde, entschied man sich für den Einbau eines Instrumentes, das es bisher in der norddeutschen Orgellandschaft noch nicht gegeben hatte: Für eine Orgel der Schweizer Firma Kuhn, die sich an der symphonischen Klangwelt französischer Prägung Aristide Cavaillé-Colls (1811-899) orientiert, einem der führenden Orgelbauer der Romantik. Das Instrument wurde 1998 fertiggestellt. Bis heute ist es eine große Bereicherung für Hamburg und Umgebung.
Cavaillé-Coll-Instrumente standen nicht nur in Kirchen, sondern auch in Privathäusern und Konzertsälen. Ein Beispiel dafür ist die Orgel, die sich im Pariser Palais du Trocadéro befand, einem historistischen Ausstellungspalast, der für die Weltausstellung 1878 gebaut worden war. Der Saal bot Platz für 5.000 Personen. Entsprechend groß war auch die Orgel. Dass Cavaillé-Coll-Orgeln nicht nur in Kirchen eingesetzt wurden, hört man auch der Musik an, die für diese Instrumente komponiert wurde und die man auch hier in St. Johannis oft zu hören bekommt.
Franzöissche Instrumente aus der Romantik findet man auf der ganzen Welt, mit Ausnahme von Deutschland. Das liegt wahrscheinlich an den damaligen politischen Spannungen zwischen den Nachbarländern. Die wenigen kleinen Instrumente, die es hierzulande gibt, wurden nachträglich im späteren 20. Jahrhundert erworben. Mit der großen Kuhnorgel schließt sich somit eine Lücke, mit einem Instrumententypus, für den ein zentraler Teil der Orgelmusik konzipiert wurde.
Text: Fernando Swiech