Orgel der Kirche St. Johannis-Harvestehude
Einzigartige Verknüpfung
Tradition braucht Innovation. Mit diesem Slogan sammelte die Gemeinde Geld für den restaurativen Neubau der Marcussen-Orgel durch die Orgelbaufirma Mühleisen. Seit 2015 erklingt ein Instrument, das auf wahrhaft einzigartige Weise traditionellen Orgelbau mit zukunftsweisender Technik verbindet.
Die Orgel von St. Johannis-Harvestehude verknüpft seit ihrem restaurativen Neubau 2015 auf einzigartige Weise Tradition und Innovation. Das Klangbild der 53 Register ist am spätromantischen Ideal angelehnt. Was an originalen Pfeifen von Marcussen noch erhalten war, erklingt weiterhin in der neuen Orgel von Mühleisen. Somit gilt diese Orgel als die einzige, durchgehend spielbare romantische Konzertorgel Hamburgs. Durch ein geschicktes Raumkonzept konnte trotz mechanischer Spiel- und dualer Registertraktur die Registerzahl verdoppelt werden. Doch diese Orgel geht einen Schritt weiter: Mit dem innovativen System „Sinua Castellan“ wurde eine zukunftsweisende Schnittstelle eingebaut, die eine Interaktion zwischen Orgel, elektronischen Klangerzeugern und Computerprogrammen erlaubt. Synthesizer vom Spieltisch aus bedienen und mit dem Orgelklang verschmelzen lassen oder Improvisationen direkt am Rechner aufzeichnen und bearbeiten sind nur einige der Möglichkeiten, die dieses System bietet. Damit will die Gemeinde ein Gegengewicht zu dem derzeit vorherrschenden, rein restaurativen Gedanken liefern, den man bei so vielen Orgelneubauten, insbesondere hier in Hamburg, erkennen kann. Es soll gezeigt werden, dass seriöser Orgelbau, der sich einer Tradition verpflichtet fühlt, nicht unvereinbar ist mit innovativen Konzepten, die neue ungeahnte Möglichkeiten in Spiel und Klang eröffnen. Denn für die Gemeinde St. Johannis-Harvestude ist Kirche kein Museum, sondern ein lebendiger, der Gegenwart und Zukunft zugewandter Ort.
Text: Christopher Bender