Eine Orgelweihpredigt in St. Nikolai Billwerder
Nicolaus Lütkens, der 1675 in Hamburg geboren wurde, war von 1711 bis 1733 als Pfarrer in Billwerder tätig – und zwar (nomen est omen) an der Nikolaikirche. 1726 hatte die dortige Gemeinde einen Grund zu feiern: Eine neue Orgel wurde eingeweiht. Zu diesem Anlass oblag es Lütkens, eine Predigt zu halten. Eine solche Einweihung einer neuen oder renovierten Orgel zu vollziehen und zu diesem Anlass zu predigen, war seit dem frühen 17. Jahrhundert im Luthertum durchaus keine Seltenheit. Dagegen ist der gedruckte Text der Orgelweihpredigt, der sich in der Staatsbibliothek Leipzig befindet, ein echtes Unikat.
In jenen Gottesdiensten zur Einweihung der neuen Orgeln lag der Fokus auf der geistlichen Musik, in der die Verkündigung der frohen Botschaft, Frömmigkeitsvollzug und lebendiger Glauben zusammenspielten. In den Orgelpredigten ging es in der Regel – wie sollte es anders sein – um die Orgel, die Königin der Instrumente, um erbauliche Musik und Liedtexte. Geistliche Musik im gemeinschaftlichen Gottesdienst auf Erden wurde als Vorgeschmack (oder vielleicht besser: als Präludium) des künftigen himmlischen Gotteslobes, welches auch die Engel praktizieren, angesehen.
Einen Gottesdienst ohne Musizieren konnte sich die Gemeinde nicht vorstellen. Und auch wenn die besagte Orgel von 1726 (nach einem großen Brand im frühen 20. Jahrhundert) heutzutage nicht mehr existiert, verbindet doch die Liebe zur geistlichen Musik die im Bereich der Kirchenmusik überaus engagierte Gemeinde heute mit jener Gemeinde damals.
Text: Frank Kurzmann