Showtime
Schlittenfahrt und Schmuddelwetter
Klangeffekte haben Orgelbauer und Organisten immer fasziniert. Schon im 18. Jahrhundert komponierte Justin Heinrich Knecht „Die von einem Donnerwetter unterbrochene Hirtenwonne“ und erzeugte dabei mit vielen gleichzeitig gespielten, sehr tiefen Tönen ein musikalisches Donnerwetter.
In der Welte-Funkorgel des NDR findet sich an gestimmten und ungestimmten Schlaginstrumenten so ziemlich alles, was in moderner Filmmusik ein ganzes Orchester braucht: Xylophon, Stahlharmonika, Große Glocken, Marimba, Xylomarimbaphon, Kleine Trommel, Holzblock, Castagnetten, Tom Tom, Tamburin, Schlittenschellen und Gong. In der Stummfilmzeit waren Kinoorgeln kongeniale Begleiter des filmischen Geschehens. Die Welte-Funkorgel aus dem Jahr 1930 ist bis heute ein klingendes Denkmal dieser Epoche. Sie hatte sogar über dreißig Jahre lang eine beliebte, wöchentliche Radiosendung, die der populäre Organist Gerhard Gregor immer mit derselben Erkennungsmelodie begann.
Kleine Geschwister dieser Effektregister gibt es in vielen anderen Orgeln Hamburgs: An unzähligen Instrumenten sieht man einen Zimbelstern in der Prospektfront, bei dem sich Schalenglocken auf einer Welle mit dem Stern drehen. Der Klang des Zimbelsterns ist ein beliebter Effekt, nicht nur am Heiligen Abend.
Bei Orgel-Effekten sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt: In der Orgel St. Katharinen dröhnt ein dumpfer Paukenzug.
In der Orgel der Elbphilharmonie gibt es wegen der Hafennähe ein Schiffshorn. Im Hamburger Michel schafft eine Trommel mit Kieselsteinen die akustische Illusion prasselnden Regens, eine Hommage des Bonner Orgelbauers an das Hamburger Schmuddelwetter. Und in der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Orgel zwitschert eine Nachtigall. Den Effekt erzeugen zwei Pfeifen, die über Kopf stehend in ein Gefäß mit Wasser sprechen.
Text: Hans-Jürgen Wulf
Klang des Zimbelsterns“ St. Pankratius Neuenfelde
Schiffshörner der Orgel in der Elbphilharmonie