Vielfältige Tradition

Die lebendige und bunte Hamburger Orgellandschaft mit ihren über 300 Instrumenten ist einzigartig. Originalgetreu restaurierte oder rekonstruierte Orgeln des 16. und 17. Jahrhunderts stehen neben Orgeln der Romantik und der Stummfilmzeit sowie ebenso denkmalwürdigen Instrumenten aus der Zeit des deutschen Wiederaufbaus zwischen 1950 und 1970.


Live erleben

365 Tage im Jahr kann man in Hamburg Orgelmusik aller Epochen live erleben. In täglichen Andachten, Kurzkonzerten, Führungen, in Konzertzyklen und Gottesdiensten. Orgelmusik und Orgelspiel sind so ein wesentlicher Teil des kulturellen Lebens der Hansestadt. Das Repertoire reicht von alter Musik bis zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Nicht zu vergessen die Kunst des Erfindens von Musik aus dem Stegreif, die Improvisation, die heute fast nur noch Jazzer und Organisten pflegen.


Eindrucksvolle Neubauten

Seit 1990 hat sich die Orgellandschaft durch höchst individuelle und qualitativ hochwertige Neubauten und Restaurierungen auf hohem Niveau weiter entwickelt: in Niendorf, Volksdorf, Altona, Blankenese, Othmarschen, Poppenbüttel, Bergstedt, Harvestehude, Langenhorn, Harburg und den Hauptkirchen. Die jüngsten Orgelneubauten in der Elbphilharmonie und in der Kirche Stellingen verdeutlichen die ganze Bandbreite, vom Konzertsaal bis zur Stadtteilkirche. Große Spendenbereitschaft für solche Projekte zeigt die bis heute ungebrochene Faszination der Orgel in der Bürgergesellschaft der Hansestadt. Das macht Hamburg zu einer Orgelstadt von besonderer Bedeutung.


Orgelbau und Weltkulturerbe

Seit mehr als 500 Jahren gibt es Orgelbauer in der Stadt. Der bedeutendste Repräsentant der norddeutschen Orgelbautradition ist Arp Schnitger, dessen Wirken den Orgelbau bis heute prägt. Über einhundert Orgeln haben seine Werkstätten verlassen, dreißig sind in der Küstenlandschaft entlang der Nordsee erhalten. Zwei der bedeutendsten Instrumente stehen originalgetreu restauriert in Hamburg, in St. Jacobi und in St. Pankratius Neuenfelde. In dem Hamburger Dorf Neuenfelde befinden sich zudem der Werkstatthof Schnitgers sowie sein Grab. Bis heute sind Orgelbaubetriebe auf dem Boden dieser Tradition in Hamburg ansässig. Auf dieser lebendigen Überlieferung gründet sich die Aufnahme des Orgelbauhandwerks in das Immaterielle Weltkulturerbe im Jahr 2017.


Organisten mit Weltruf

Hamburger Organisten hatten und haben Weltruf. Die großen Namen des 16. und 17. Jahrhunderts, wie Matthias Weckmann, Heinrich Scheidemann oder Johann Adam Reincken, sind als norddeutsche Orgelschule Hamburger Musikgeschichte. An den Orgeln in St. Jacobi oder St. Katharinen kann man diese große Tradition immer noch authentisch spielen, hören und lernen.

Heute gibt es in der Stadt etwa 150 Organistinnen und Organisten, die die Musik vor Ort pflegen. Etliche konzertieren international und werden für ihre künstlerischen Leistungen geehrt. Mit der Berufung der Titularorganistin der Elbphilharmonie, Iveta Apkalna, hat das Orgelspiel 2018 zusätzliche öffentliche Aufmerksamkeit erfahren.

Zudem kann die Stadt mit den Hamburger Orgelprofessoren Heinz Wunderlich und Wolfgang Zerer zwei bedeutende Organistenmacher des 20. und 21.Jahrhunderts vorweisen.


Komponisten an der Orgel

Tradition und Innovation kommen in Hamburg zusammen: Die großen Komponisten Telemann, C.P.E. Bach, Mendelssohn und Brahms haben in der Stadt für die Orgel komponiert. Organisten des 20. Jahrhunderts, wie Gerd Zacher und Sigmund Szathmary, setzten von Hamburg aus wesentliche Impulse für die Entwicklung der zeitgenössischen Orgelmusik.


Text: Hans-Jürgen Wulf

Orgel-Illustration: Thorsten Bauer