Die große Orgel der Hauptkirche St. Katharinen
Von Schnitger unberührt
Die große Orgel wurde über einen Zeitraum von ungefähr 200 Jahren von bedeutenden Orgelbauern geschaffen und 1943 weitgehend zerstört. Die Rekonstruktion erfolgte 2009-2013 durch die niederländische Firma Flentrop. Seitdem erklingt in St. Katharinen wieder eine große historische Stadtorgel aus der Zeit vor Arp Schnitger.
Die Ursprünge der Katharinenorgel reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert. 1605/06 baute dann Hans Scherer d. J. ein neues Gehäuse mit „Hamburger Prospekt“. In dieses Gehäuse wurde Pfeifenbestand der Vorgänger-Instrumente übernommen und erweitert. Diese durch den Organisten David Scheidemann veranlassten Baumaßnahmen wurden fortgesetzt unter seinem Sohn Heinrich Scheidemann, der dafür den Orgelbauer Gottfried Fritzsche gewann. Er fügte ab 1631 ein Brustwerk hinzu. Scheidemanns Nachfolger Jan Adam Reincken ließ ab 1671 durch den Orgelbauer Friedrich Besser zwei mächtige Pedalregister ergänzen, eine Groß-Posaune und einen Principal 32’, der bis ins tiefe C aus Zinn in offener Bauweise ausgeführt wurde. Diese Register erregten die Bewunderung Johann Sebastian Bachs, der auf der Orgel 1720 ein legendäres Konzert gab. Bach konnte vor allem die „Schönheit und Verschiedenheit des Klanges“ der 16 Zungenstimmen dieses „in allen Stücken vortrefflichen Werkes“ „nicht genug rühmen“. In diesem Zustand überlebte das Instrument die Tätigkeiten Arp Schnitgers, der in allen anderen Hamburger Hauptkirchen Neubauten erstellte. In St. Katharinen blieb damit ein Werk erhalten, welches die große Zeit der Hamburger Organistenkunst repräsentiert, die mit den Namen Praetorius, Scheidemann, Weckmann und Reincken verbunden ist.
2009-2013 erfolgte der Wiederaufbau dieses bedeutenden, 1943 weitgehend zerstörten Instrumentes, welcher durch die niederländischen Werkstatt Flentrop (Zaandam) unter Verwendung von 520 vor 1943 ausgelagerten historischen Pfeifen und unzähligen Dokumenten ausgeführt wurde. Für die Schnitzarbeiten zeichnete die Holzbildhauerin Christiane Sandler verantwortlich.
In Hamburg gibt es seitdem wieder zwei große Stadtorgeln aus der Blütezeit des Hanseatischen Orgelbarock, die jeweils unterschiedliche Stil- und Klangideale verkörpern.
Text: Andreas Fischer